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INTERVIEW mit Susanne Gysi, Bewegungspädagogin und Rückbildungstrainerin

Heute gibt es ein tolles Interview mit Susanne Gysi. Susanne war meine Rückbildungstrainerin im Movity in Uster ZH, und ich finde sie echt super. Die Stunde ist ganzheitlich und somit perfekt für uns Mamis. Auch die Kinder sind gut aufgehoben bei der Kinderhüeti im Bewegungsraum nebenan. Meine zwei schwierig abzugebenden Klammeraffen fühlten sich dort beide wohl und wenn nicht, waren sie in der Stunde selbst willkommen. Dies schätzte ich sehr!

Susanne ist Bewegungspädagogin mit vielen Spezialisierungen. Um einige davon zu nennen, zähle ich hier mal auf: Rückbildung- und Schwangerschaftsgymnastik, BirthCare Geburtsvorbereitung, Beckenbodentraining, Yoga für Schwangere und Rückentraining. Zudem ist sie Dozentin für den schweizerischen Hebammenverband, den Berufsverband für Gesundheit und Bewegung Schweiz und der HWS in Basel. Susanne hat ein immens breites und aber auch detailliertes Wissen und was mir davon am Meisten gefällt ist, dass sie es auch weiss, dies alltagsnah einzusetzen.

Das ist Susanne, alle Fotos im heutigen Blogeintrag sind von Christoph Kaminski, Studio Kellenberger Kaminski Photographie in Uster www.kellenbergerkaminski.ch
Das ist Susanne, alle Fotos im heutigen Blogeintrag sind von Christoph Kaminski, Studio Kellenberger Kaminski Photographie in Uster www.kellenbergerkaminski.ch

 

Liebe Susanne,

Du machst dies nun schon über 15 Jahren. Du hast schon soviel Schwangere und Rückbildende gesehen, und somit ein mega Wissen angesammelt. Wir wissen, dass es in jeder Schwangerschaft und nach jeder Geburt wichtig ist, sich zu bewegen. Wieviel Bewegung und was genau empfiehlst du Frauen in der Schwangerschaft und im Wochenbett?

Jede Frau soll sich so viel bewegen, wie sie will. Solange sie sich wohl fühlt. Egal welche Sportart. Es ist einfach wichtig, dass man in Bewegung bleibt. Auch anstrengende Sportarten wie zum Beispiel Joggen darf man machen. Jedoch nur solange, wie es einem gut dabei ergeht. Und ganz sicher sollte die Intensität gedrosselt werden. Man sollte keine neuen Sportarten beginnen, ausser natürlich wenn es spezifische Schwangerschaftskurse sind wie vielleicht Schwangerschaftsgymnastik, Schwangerschaftsyoga oder Schwangerschaftsschwimmen. Auch das Fitnesscenter geht sehr gut. Gewisse Übungen, welche im Bauchraum Druck erzeugen (zb. Crunches, Planks), sollten weggelassen werden. Aber ich sage nicht, dass Etwas ab Schwangerschaftswoche so und soviel gar nicht mehr geht. Das soll eine Frau achtsam selbst fühlen und bewusst abwägen. Der Körper zeigt dir was geht. Du musst ihn einfach spüren und dann für dich entscheiden.

Du hast verschiedene Unterrichtslektionen. Für Schwangere und auch für Rückbildende. Was sind den die Inhalte deiner Stunde? Auf was legst du besonderen Wert?

Ich lege besonders Wert auf lockernde Übungen, um den Alltag loslassen zu können.

Für die Schwangeren gibt es ein allgemeines Fitnesstraining, damit sie eben dran bleiben, sich bewegen. Und dann gibt es natürlich schwangerschaftsspezifische Übungen und geburtsvorbereitende Achtsamkeits-  und Atemübungen. Ich finde hier die Achtsamkeit extrem wichtig. Ich möchte nicht nur bloss Techniken vermitteln, sondern die Frauen dazu bringen können, dass sie sich wirklich wahrnehmen und spüren.

Bei der Rückbildung dann ist der Muskelaufbau in all seinen Facetten wichtig.

Allgemein schaue ich darauf, dass die Frauen eine Stunde für sich alleine geniessen können. Dass sie dabei Musik hören und sich wohl fühlen können. In der Rückbildung achte ich darauf sogar noch mehr, da die Frauen bei mir vielleicht die einzige Stunde in der Woche für sich alleine sind. Und dann sollte es doch wirklich auch Spass machen.

Auch muss für mich die Lektion technisch gut sein, der Muskelaufbau soll gewährleistet sein und mit guter Qualität up to date untermauert sein. Aber das setze ich so oder so voraus. 

Wenn jemand mit einer Rektusdiastase in deinen Kurs kommt. Kannst du diesem Mami auch helfen?

Ja, denen helfe ich sehr gerne. Solchen Frauen helfe ich vor allem sehr gerne, weil medizinische Fachpersonen oft nicht recht wissen, was genau zu tun ist. Ganz oft schwingt auch ein psychischer Aspekt mit, da der Bauch einfach nicht mehr schön aussieht. Ich schaue in der Rückbildungsstunde jede Frau einzeln an und wenn es ein grösseres Problem gibt, schaue ich dies in einer Einzelsitzung an. Und dann mache auch passende Tapes. Bei Frauen mit ganz schlimmer Rektusdiastase kann man gut mit Tapes arbeiten. Dies biete ich den Frauen an, aber sie selbst entscheiden, ob sie das wollen oder nicht. Es geht nämlich auch ohne. Zudem berate ich auch, wie sie sich im Alltag verhalten sollen und was ihnen helfen kann. Leider gibt es keine Patent- Muster-Lösung. Es ist etwas Individuelles und Ganzheitliches.

Kommen auch Mamis deren Geburt schon länger zurückliegt zu dir? Und was sind spezifische Gründe dafür?

 Ja, sie kommen auch zu mir. Also, dass die Kinder Jährig oder Zweijährig sind, kommt durchaus vor. Ich finde es ist egal, wann man einen Kurs besucht. Aber man sollte sich unbedingt irgendwann die Zeit dafür nehmen. Und ob dies früher oder später ist, spielt keine Rolle. Frauen lernen bei mir ganz viel über ihren Körper und ihre Rumpfmuskulatur, eignen sich Wissen an und können dieses Wissen dann übertragen in ihre eigenen Sportarten. Ich finde es wichtig, dass eine Mutter zuerst selbst in ihrem Alltag zurecht kommt, bevor sie in die Rückbildung kommt. Sie soll kommen können, ohne dass es eine Belastung für sie ist. Wenn sie parat ist, kann sie auch den Inhalt besser aufnehmen und den Kurs geniessen.

Du bist selbst auch vierfaches Mami. War dies der Impuls arbeitstechnisch in diese Richtung zu gehen oder kam der Grund dazu schon früher vor der Zeit mit Kindern? 

Der Impuls ist mit dem ersten Geburtsvorbereitungkurs gekommen. Der Kurs wurde von einer Bewegungspädagogin durchgeführt. Er war super und ich erlebte eine so tolle erste Geburt. Es war ein richtig schönes Erlebnis. Dort dachte ich, wow, so etwas möchte ich auch machen. Diese Frau hat mich geprägt und ich wuchs immer mehr in dieses Thema hinein. Zu Beginn autodidaktisch und dann startete ich die Ausbildung BirthCare. 

Rückbildung wird je länger je mehr zu einem normalen Gesprächsthema. Siehst du diese Veränderung auch oder nimmst du es immer noch als Tabuthema wahr?

Ich sehe das auch so. Die Nachfrage steigert sich und ich bin überzeugt, dass Frauen dies mittlerweile als Notwendigkeit ansehen. Ich nehme wahr, dass ein breites Spektrum von verschiedenen Frauen an den Kursen teilnimmt. Es betrifft sie nämlich alle. Von den Unsportlichen bis zu den sehr Sportlichen.

Das Thema Beckenboden oder Inkontinenz ist hingegen eher noch ein Tabuthema. Ich versuche die Frauen auch hier zu beraten und ihnen die Schamgefühle zu nehmen. Oft kommen diese Themen plötzlich nach Geburt auf und sie sind froh, spreche ich sie darauf an. Sie können dann endlich jemandem von ihren Problemen erzählen.

Was tust du für dich körperlich wie mental, wenn du dazu kommst? Hast du selbst eine besondere Lieblingsübung?

Was ich für mich mache... Gute Frage (lacht und denkt nach). Ich gehe einmal pro Woche ins klassische Ballet. Ich komme ja ursprünglich vom Tanz. Die Lehrerin ist ehemalige Primaballerina und hat viel Background mit Achtsamkeit und chinesischer Medizin, welches alles in die Klasse miteinfliesst. Das ist das Training für mich. Und wenn sonst die Zeit sehr begrenzt ist, ist meine Lieblingsübung im Krafttraining "das Brett". Zum Lockern schwinge ich gerne meine Arme und federe dabei mit den Beinen und Füsse, bis hin vielleicht zum Hüpfen. Oh und was ich sehr gerne mache (Susanne streckt sich): Strecken in alle Richtungen, um alle Muskeln zu dehnen! Dies versuche ich den Leuten auch immer mitzugeben, dass man sich einfach durchstrecken soll. Dauert nicht lange und tut so unglaublich gut!

 

Vielen lieben Dank, Susanne, für diesen spannenden Austausch! Und bis bald wieder in einem deiner Kurse.

 

Susannne`s Homepage verlinke ich euch natürlich noch. Lohnt sich auch zu schauen, was es sonst noch gibt! Die Rückbildung findet jeweils Donnerstag Vormittag inkl. Kinderhüeti statt.

 

Namaste,

Sabrina

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