Liebe Yoga Mamis und Bald Mamis,
Mein Sportstudium an der Uni Basel liegt nun doch schon einige Jahre zurück. Da war ich ultragigamegafit, aber auch ständig unter Strom und angespannt. Mein Mann meinte oft, dass ich doch mein eigenes Programm entwickeln soll und in die Richtung des Personal Trainings gehen könnte. Naja, die Arbeit mit Menschen gefällt mir natürlich mega. Darum arbeite ich ja auch in der Bewegungstherapie im psychiatrischen Setting. Doch ein Programm das für alle fitten soll? Ach, von denen gibt es genug und ich selbst mag starre Systeme überhaupt nicht. Da geh ich einmal hin und finde es lustig, aber es zieht mich nicht nochmals hin (was nicht heissen soll, ihr sollt auch nicht gehen. Wenn es euch Spass macht, unbedingt machen! Jeder mag was anderes, und das ist gut so). Für mich muss der Körper immer im Zusammenhang mit der Psyche stehen. Bewegung sollte nicht nur den Körper formen, sondern auch die Körperwahrnehmung und den Geist schulen, denn so nehmen wir mehr als nur den Muskelkater und den Schweiss aus der Stunde mit.
Jetzt als Mami ist Flexibilität für mich noch wichtiger. Bewegung muss in den Alltag mit rein und soll nicht einfach nur als starre Stunde einmal oder zweimal in der Woche stattfinden. Wir sind ja schliesslich Vorbilder und von wem lernen unsere Schätzelis am Meisten zu Beginn? Genau, von uns Eltern. Wenn ich nur schon daran denke, wie oft meine Kleine mich (leider) beim Küchenspielen imitiert und jeweils sagt: "Uiiii Sch*****, jetzt ist mir das Ei auf den Boden gefallen!". Hei! So schnell lernen ihre Spiegelneuronen von uns und wir werden imitiert. Darum doch naheliegend, dass wir Ihnen ein bewegtes Miteinander vorleben und davon ausgehen können, es speichert sich Alles in ihren süssen Köpfchen ab!
Deswegen mochte ich die Idee des klassischen Personal Trainings nicht. Es vereint für mich in meiner Vorstellung zu wenig Alltägliches. Ich wollte mich nicht reduzieren auf nur Etwas. Und plötzlich war die Idee geboren, mit einem Blog meine Gedanken über Achtsamkeit, Yoga, Bewegung, Rückbildung und meine Energie zu teilen.
Nach meiner ersten Geburt traf es mich wie ein Schlag. Mein Körper war so müde und meine Einstellung hatte sich einfach noch nicht der Situation angepasst. Mein Beckenboden schmerzte und drückte noch Wochen später nach unten. Von der Umwelt kamen Imperative wie "hey gäll, du packst das doch mit Links, so ein bisschen atmen und geschwind gebären", "du bist bestimmt schnell wieder fit und tanzt sofort wieder“. Zuerst denkt man, es sei ein Kompliment. Erst danach bemerkte ich, dass es mich schon wieder in den Strudel der äusserlichen Erwartungen gezogen hat. Es gibt zig tausende erwünschte aber auch unerwünschte Anregungen. Was ich aber nach zwei Kindern und zwei wunderschönen natürlichen Geburten nun weiss ist, dass man es easy nehmen soll. Nehmt es wirklich easy. Auch die sportlichen Frauen unter uns brauchen Pause, unbedingt! Jeder Beckenboden soll genügend Zeit haben, sich schonend wieder zu alten Zeiten zurück zu trainieren, oder besser noch, noch stärker wie vor der Geburt zu werden.
Manchmal, weil zuviel gleichzeitig mit Kindern im Alltag und allem drum und dran läuft, denkt Frau, Sie könne easypeasy weiterfahren wie früher: Einkauf schleppen, Trampolin springen, Joggen (hui ich könnte euch hier viiele Geschichten erzählen!)... Aber je nachdem wie die Geburt war, wie sehr der Beckenboden gelitten hat oder wie wenig Beckenbodentraining vor der Geburt stattgefunden hat, er wird durch zuviel belastenden Sport, ohne richtig durchgeführte Rückbildung, mehr geplagt als trainiert. Der Beckenboden und die gesamte Haltemuskulatur MUSS ein Pflegeprogramm durchlaufen, bevor man wieder zurückgeht in den alten Sport. Und selbst dann unbedingt achtsam sein und spüren, ob die altgewohnte Bewegung nun zum jeweiligen Zeitpunkt noch oder bereits schon die richtige Bewegungsform ist! Grundsätzlich gilt: Macht das, was euch gut tut, aber ihr müsst erst wirklich wahrnehmen, ob es auch wirklich gut tut.
Gar nicht so einfach diese Körperwahrnehmung. Manchmal weiss man ja nicht mal wo der linke grosse Zeh sich befindet (versuch mal mit geschlossenen Augen gedanklich deine Zehen durchzufühlen, hast du deine mittlere Zehe wirklich wahrgenommen?). Mit ein bisschen Übung kann man dies immer genauer und besser. Auch hier werde ich Videos für euch aufnehmen... work in progress... :)
Abschliessend kann ich sagen: Ich fühle mich heute mit zwei Kindern wesentlich fitter und körperlich sowie psychisch viel ausgeglichener als früher, als ich noch sehr trainiert war und viel viel Zeit für mich hatte, um in zig Trainings zu gehen. Und diese Gelassenheit wünsche ich mir für euch und eure Kindern auch.
Namaste,
Sabrina
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