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Braucht es ein Sixpack?

Das Yogamami im Boot
Das Yogamami im Boot

Liebe Mami und Baldmamis,

 

Ich sehe diese Fitnessmenschen immer wieder. Sie tragen die angesagtesten Kleidermarken und trinken ihre Säftli oder Shakes. Mein Mann kennt meine Meinung hierzu nur zu gut. Ich lasse immer wieder mal ein blödes Sprüchlein für ihn raus. Ich weiss auch nicht, wieso ich ihn immer damit aufziehen muss. Vielleicht, weil es für mich zu extrem ist. Ich verstehe es natürlich schon, dass ein trainierter Körper süchtig machen kann. Wobei nein. Ganz verstehe ich es dann doch nicht. Die Oberflächlichkeit war für mich schon immer fragwürdig. Jedoch verstehe ich, dass der Akt Sport süchtig machen kann. Nicht umsonst habe ich früher bis zu 21 Stunden in der Woche getanzt, gleichzeitig Sport studiert und und und. Nicht gerade wenig. Nie mehr war ich so trainiert, aber auch nie mehr war ich so körperlich müde. Ach nein. Nach der Geburt meiner Grösseren fühlte ich mich auch so KO. Schon wieder vergessen. Es war mega, ich sammelte soviel an Bewegungserfahrungen, von denen ich heute noch profitieren kann. Eine grosse Sammelkiste an Bewegungsmaterial und nun kann ich es in aller Ruhe studieren.

Ich habe es schon ein paar Mal beschrieben, dass ich mich so, wie es jetzt 10 Monate nach der Geburt meiner zweiten Tochter ist, ziemlich wohl fühle. Keine zu grossen Verspannungen und genug beweglich. Auch bringe ich den Veloanhänger mit zwei Yogakids und dem Likeabike beladen vom See wieder zurück nach Hause, das reicht mir soweit. Schnelle Reaktion und Stärkung der tiefen Rumpfmuskeln, schon bin ich zufrieden. Klar, auch ich hab letzthin gedacht, oh das Füdli könnte für den Sommer noch ein wenig mehr Form vertragen. Aber im gleichen Atemzug frage ich mich dann, wieso auch. Es ist auch so ein schönes Füdli. Ich habe das Gefühl, ich bin gelassener geworden. Weniger kritisch und liebevoller mir Gegenüber. Vorallem seit dem zweiten Kind. Vieles sehe ich plötzlich ganz relativ und nicht mehr so eng. Der weibliche Körper ist der Wahnsinn. Was wir alles leisten mit Babys im Bauch und bei der Geburt. Lieber bewege ich mich gerne, anstatt nur zu trainieren, damit trainiert ist. Ihr kennt das auch, das Sofa nicht mehr verlassen zu wollen abends, obwohl man noch ins Training müsste. Als kinderloser Mensch war das für mich noch gut machbar. Aber nun als Mami? Nein, Nein, da roll ich lieber hurtig die Matte aus und grüsse der Sonne gschwind, und verbrauche die abgepumpte Milch und die Babysitterzeit lieber für andere soziale Aktivitäten. Ein Znachtessen mit Freunden scheint mir da kurzfristig wichtiger für meine Psychohygiene statt meines Sommer-Füdlis. 

 

Meine einzige Challenge zur Zeit ist die Brücke. Es war schon immer, sogar in meiner Zeit vom Geräteturnen als Kind, etwas, dass ich nicht gerne machte. Mein Rücken schien so unbeweglich. In der Position kamen in mir soooofort abartige Fluchtgefühle auf! Weg, raus aus der Position, raus aus der Turnhalle! Kennt ihr bestimmt auch. In Yogastunden hört man die eine oder andere Yogi in gewissen Positionen laut stöhnen und grunzen!  Herrlich, und ich finde es toll, wie man sich überwindet und den Körper beweglicher macht. Seit einem Monat nun mache ich alle paar Tage für 2-5 Minuten die Brücke. Und siehe da: es wird immer besser. Jetzt kann ich bereits sagen, dass es nicht mehr unbequem ist und ich mag es sehr gut aushalten. Ich empfinde es fast als psychische Challenge. Nicht flüchten zu wollen, sondern den mentalen Widerstand dagegen zu erhöhen. 

Als einengend empfinde ich es hingegen, wenn man nur an sein Training denken an. Vorallem wenn es an einen Ort gebunden ist. Wieder ein Pluspunkt fürs Yoga. Als ich in Australien am Reisen war, hatte ich im Gepäck nur mein Springseil mit dabei. Ein grosses Badetuch und ab ans Meer, ein bisschen Yoga, ein bisschen gehüpft, und meine Fitness blieb mir so beim Reisen erhalten, ohne dass ich mich mehr als 15‘ täglich damit beschäftigte. Und so nach etlichen Stunden Autofahren, war Yoga genau das Richtige, um die verspannten Müskelis sanft zu massieren. 

 

Letztendlich glaube ich, brauchte ich diese Erfahrung von zu viel Sport, um auch diese Seite gespürt zu haben. Jeder Leistungssportler sagt am Ende seiner Karriere, wie streng es war, wie toll es war, und dass sie nun gerne anderes machen und den Körper nicht mehr so belasten wollen. Meine Tanzerei war für mich persönlich auch sehr streng. Ich wollte soviel trainieren und sah vor lauter Training meinen Körper nicht mehr. Immer schneller die Choreos, höher die Beine und lauter die Musik. Totale Reizüberflutung für mich. Geht es euch auch so, dass ihr etwas vielleicht mega toll findet, aber es vielleicht in zu hoher Ausführung einfach nicht mehr gesund fruchtet? 

 

Meinen Mann konnte ich nach wie vor nicht dazu ermuntern beim Yoga mitzumachen, obwohl er es mir bei unserem zweiten oder dritten Date versprochen hatte. Ich denke ja, dass er manchmal ein klitzekleines neidisch ist, wenn er vom Sofa aus sieht, wie gut mir Yoga tut ;) Höhö! Wer weiss, vielleicht macht er es ja mit dem Video für sich alleine!

Ich habe für euch alle auf Wunsch von einer Leserin die Anleitung für meine Yogaroutine, welche ich fast täglich oder zumindest allzweitäglich mache, online gestellt. Vielleicht habt ihr Lust, auch ein wenig Yoga auszuprobieren. Übrigens hat auch Swissmom.ch (die offizielle Schweizer Ratgeberseite für Schwangere und Mütter) meine Videos auf ihre Seite genommen. Ich fühle mich wahnsinnig geehrt und bin gespannt, was die Zukunft mit sich bringt.

 

Namaste,

Sabrina

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