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Umgang mit Gefühlen

Das Yogamami und das Yogakid am gute Laune geniessen beim Schaukeln
Das Yogamami und das Yogakid am gute Laune geniessen beim Schaukeln

Liebe Mamis und Baldmamis, 

Diese Woche nach dem wohltuendem Wochenende in den Bergen war ich ziemlich oft schnell verärgert. Könnt ihr euch an das Ampelsystem aus meinen ersten Einträgen erinnern? Diese Woche sagte Ich öfters mal dem orangen Bereich kurz Hallo. Immer ein wenig schnippisch und kurz angebunden, wenn das Yogakind wieder mal kompliziert wurde in einer Sache. Wirklich kompliziert, und ohne Einlenkung meinerseits wäre es bishin zu Gebrüll gegangen. Ich hatte einfach keine Lust sie verstehen zu wollen, warum Sie um Himmels Willen das T-shirt nun durch die Beine anziehen oder den Bäbiwagen die tausend Treppenstufen mitruntertragen wollte in die Waschküche. Und ich war da ja eh schon beladen mit Yogababy und Wäschekorb, und hatte so ziemlich gar keine Lust, den Wagen auch noch runter zu tragen. Natürlich musste eine Lösung her und die gab es auch. Aber ich war nicht super freundlich dabei, sondern eher mürrisch-grummlig-mühsam.
Dass ich mal so eine irrsinnig bombastische Geduld haben würde, hätte ich früher nie erwartet. Und normalerweise ist meine Geduld mit grossem Interesse gepaart, wie das Yogakid nun eine Situation angeht, sie löst und daraus lernt. Aber diese letzte Woche. Phu. Musste ich oft durchatmen. Meinen orangen Bereich zwischendurch akzeptieren und mir sagen, dass das Yogakind nun halt ein hässiges Mami aushalten muss. Ein Mami, dass dreimal zurück in die Wohnung rennt, weil zuerst der Autoschlüssel fehlte, dann das Trinkfläschli und dann ein Brief zum Aufgeben bei der Post. Ein Mami, dass auch mal unschöne Wörter sagt. Das Yogakind schwingt dann teilweise auch schön mit. „Ui scheibe“ pflegt sie dann zu sagen, wenn das Yogamami etwas in einem bizli dramatischeren Ton erzählt. Haha! Oder wenn ein „unglaublich Mami, unglaublich“ über ihre Lippen huscht, dann fühl ich mich wunderbar gespiegelt. Danke mein liebes Yogakind, es tut so gut, immer wieder reflektiert zu werden. Zu sehen, dass sie mein Verhalten genauso akzeptiert, wie ich ihre schlechte Laune, das tut gut. Bedingungslose Liebe auf beiden Seiten.
Ich habe überigens das Gefühl, dass das Yogakind sich bereits autonomer bewegt. Und ich mich damit arrangieren muss, nicht mehr die Nummer 1 alleine zu sein. Sie war bis vor kurzem ständig Mami fixiert. Oft durfte nur das Mami Dinge lösen. Nun aber macht sie soo Vieles einfach selbst. Oder der Papi muss Abends nun her zum Einschlafkuscheln. Hehe, juhu, mehr Zeit für mich. Aber nebst den Freiheiten spüre ich auch ein kleines Stichlein in meinem Herzchen. Es ist gut so. Gut, dass ein Kind alle Gefühle auch an den Eltern sieht. Dass das Mami auch hässig und gereizt ist. Dass das Mami weinen musste als Jemand gestorben war und dass das Mami bei einer Folge "Shaun das Schaf" Tränen lachen kann (so eine tolle Serie, ich könnte die immer wieder schauen!).
Die Bandbreite der Gefühle ist gross und die Möglichkeiten, wie damit umgegangen wird, auch. In der Klinik, bei meiner Arbeit als Bewegungstherapeutin, sehe ich sehr oft, dass die Gefühle wie Wut, Frustration oder Trauer nicht gleich anerkannt sind. Einige schämen sich total für ihre Trauer, andere möchten nie wütend sein und fressen alles in sich hinein. Es braucht sie aber alle. Aber die Frage ist, was daraus gemacht wird. Wenn man ständig wütend um sich herum schlägt, ist das genauso ungesund, wie wenn man oberflächlich strahlend in der Gegend herum stolziert. Wenn hinter dem Lachen eigentlich Trauer versteckt ist, man aber nicht mit ihr umgehen kann. All das könnt ihr bestimmt auch beobachten unter Erwachsenen. Kleinkinder sind da noch sehr viel direkter. Wenn Yogakid sauer ist, weil sie verbal noch nicht ausdrücken kann, dass sie etwas nicht möchte oder mitspielen möchte, aber noch nicht weiss, wie das geht mit dem Fragen und dann hässig wird, dann schubst sie, weint oder schreit sogar. Bei den Kleinen purzeln die Gefühle manchmal richtig raus. Ein richtiges Chaos. Es gibt dazu ein wunderschönes Buch mit gemalten Fischbildern, wo jeder Fisch ein Gefühl darstellt. Es ist zwar ein therapeutisches Buch, aber ich habe es bereits ein paar Mal weitergeschenkt, weil es so einfach gemalt ist. Die einen Fischlis schauen echt lustig aus und es macht Spass mit den Kindern diese genauer durchzugehen.
Jedes Gefühl hat ein Recht da zu sein. Das wärs noch, wenn ich nicht mehr hässig sein dürfte. Meist kommen mir nämlich genau in diesen Prozessen gute Lösungen in den Sinn und ich kann mich so weiterentwickeln. Kinder brauchen hier noch Unterstützung im Lösungen suchen. Was dies jeweils sein kann, ist sehr situationabhängig. Aber es ist so wichtig, dass die Gefühle erkennt werden können. Das Yogakid meinte vor ein paar Wochen mal, als ich sie fragte, ob sie den hässig/wütend sei, dass sie seeehr hässig sei. Und konnte gar benennen, dass das Yogababy immer soviel Zeit brauche. Das war so toll, da sie sich so ein paar Kuscheleinheiten holen konnte. Selbstbestimmt und ohne zu kreischen. Was nämlich, zu jener Zeit da am Abend, oft vorkam. Kreischen um Aufmerksamkeit nachzuholen.
Einige meiner jugendlichen Patienten können die Gefühle gar nicht unterscheiden. Bereits hier können wir anfangen. Wenn wir mit unseren Kindern die Gefühle benennen, sind sie kompetenter und im Endeffekt selbstwirksamer. Sie erkennen ihre Wut und wissen, was sie brauchen, um runterfahren zu können. Und um danach dann nach der Ursache der Wut und einem Lösungsweg zu suchen. 
Ihr habt bestimmt schon Einiges bei euren Kids entdeckt. Wie bringen Sie sich runter, oder helft ihr aktiv dabei mit? Erkennen sie schon ihre eigenen Gefühle selber? Ich bin gespannt auf eure Ideen und Erfahrungen! Gerne auch per Mail im Kontakt!
Ich wünsche euch tolle Gefühle!
Namaste,
Sabrina

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Kommentare: 4
  • #1

    Nadja (Montag, 16 April 2018 21:43)

    Meistens hilft mir in bestimmten Situationen „das Bild der überkochenden Pfann “ ;)
    Da muss ich nicht noch die Temperatur hochschrauben sondern die Pfanne vom Herd nehmen und die „Sauerei aufräumen“...
    unser Mädchen ist nicht wirklich gut im Schmerzen zeigen - man darf sie nicht trösten (ausser es ist wirklich schlimm) sonst wird sie wütend, das ist manchmal etwas schwierig aber wir „üben“ ohne aus Mücken, Elefanten zu machen :)
    Ansonsten kommt es sehr auf die Situation an wo ich entscheide ob ich finde sie sollte lernen mit dem Frust alleine klar zu kommen oder ob es erklärungsbedarf gibt... reden bzw. Erklären funktioniert bei uns meist sehr gut.
    Und unsere Büsis werden auch oft gebraucht - streicheln, knuddeln oder auch zum „fangis spielen“ um diverse Gefühle abzubauen..

  • #2

    Yogamami (Dienstag, 17 April 2018 19:42)

    Liebe Nadja, danke vielmals für deine Erfahrung! Das mit den Büsis finde ich super, und eine Überlegung wert zu machen. Ihr habt somit mehrere?
    Mega toll geht sie somit auf deine Erklärungen ein und ihr habt trotz ihrem Abstand einen guten Draht zueinander.

  • #3

    Regula (Samstag, 21 April 2018 08:52)

    Wenn ich nicht sicher bin, ob alles gut ist bei der 3-Jährigen, obwohl sie mit Ja antwortet oder eben nicht antwortet, frage ich sie manchmal, wie es ihrem „aktuell geliebten“ Stofftier geht & was dieses braucht. Manchmal lässt sich dann das Gespräch auf sie selber zurück führen.
    Danke für den Artikel & Buchtip, der wieder aufmerksam gegenüber dem Erlernen der Gefühle werden lässt!

  • #4

    Yogamami (Samstag, 21 April 2018 21:46)

    Liebe Regula, Danke! So eine gute Idee. Das hatte ich heute dann sogleich ausprobiert. Sie hatte mir zwar vorher schon geantwortet, aber so konnte ich mit dem Stofftier mich selbst quasi nochmals bestätigen, dass es dasselbe braucht wie das Yogakid selbst auch. Sehr toller und wertvoller Tipp!
    Das Buch heisst: heute bin ich-Mies van hout :)