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Achtsames Sein - Achtsamkeit

Das Yogakid am Schaukeln, Ritiseilä, vor dem ins Bett gehen.
Das Yogakid am Schaukeln, Ritiseilä, vor dem ins Bett gehen.

Liebe Mamis und Baldmamis,

 

Die Achtsamkeit. Sie wirkte für mich zuerst ein wenig unattraktiv. Man soll einfach sein. Etwas ganz aufmerksam beobachten, ohne zu werten. Nicht Positiv. Nicht Negativ. Einfach nur beobachten. Ist es langweilig? Im ersten Augenblick scheint es das zu sein. Da ist nichts. Meinte ich zuerst. In den Yogastunden war dies der Part den ich nicht verstand. Warum sollte man ein "Om" machen. Summen. Irgendwie schräg (dass ich dies nun mega liebe, und wenn der Lehrer sich sogar mit dem Chanting auskennt, ich ihn abknutschen könnte.... andere Geschichte).

 

Ich, das Yogamami, bin ein sehr schneller Mensch. Impulsiv. Manchmal schiesse ich wie ein Pfeil in etwas hinein und bereue nachher, nicht kurz vorher zumindest eine wenig überlegt zu haben. Für mich war das Finden der Achtsamkeit sehr heilsam. Unsere Welt, meine Welt, lebt(e) sehr schnell. Als Tänzerin waren schnelle Choreographien meine tägliche Herausforderung. Möglichst viel in kurzer Zeit fehlerfrei aufnehmen. Das gab mir den Kick. Viele neue Ideen sammeln für meine Tanzschüler. Musik und Filme schneiden. Als Sportstudentin eine Sportart in kurzer Zeit wenigstens ansatzweise zu verstehen und zu erlernen. In einem Semester. Völlig unmöglich, zumindest was den Fussballüberblick bei mir betrifft. Ich stand an der Fussballprüfung ständig im Offside...Total überfordert. Das Essen während und zwischen den verschiedenen Trainings und Vorlesungen nahm ich einfach zu mir, völlig hungrig, aber auch nicht mega auf Geschmack aus. Halt ein Essen. Der Hunger musste gestillt werden. Ich wollte lernen und aufsaugen, möglichst überall präsent sein. Connecten.

Und plötzlich hatte sie mich, diese zuerst völlig uninteressante Achtsamkeit. Und ich denke wirklich mindestens einmal pro Tag daran. Wenn nicht sogar mindestens zweimal. Klar, in meiner Arbeit als Bewegungstherapeutin kommt es stäääändig mit praktisch jedem Patienten vor. Aber auch an den anderen Tagen. Spätestens wenn ich Abends im Bett liege und merke, dass der Tag nur so vorbei gerast ist.

Heute zeige ich euch eine typische Achtsamkeitsübung. Sie ist so der Standart, wenn man das so sagen darf, und wird überall immer wieder eingesetzt, um zu verdeutlichen was Achtsamkeit oder Entschleunigung sein soll.

 

Falls du Rosinen, Wiibeeri, magst, nimm eine einzige Rosine hervor. ( Es geht natürlich auch mit was anderem, die Rosine hat einfach eine sehr spannende Struktur). 

 

Betrachte die Rosine. Versuche Sie zu beschreiben, ohne zu werten. Wie sieht sie aus?

 

Nimm nun die Rosine zwischen deinen Daumen und Zeigefinger. Berühre Sie. Rolle Sie zwischen deinen Fingerspitzen hin und her. Was spürst du? Wie fühlt Sie sich an?

 

Dann nimm die Rosine in den Mund, zuvorderst auf der Zunge. Was spürst du? Wie fühlt sich die Rosine auf deiner Zunge an? Was sind deine Gedanken? 

 

Bewege nun die Rosine in deinem Mund hin und her, ohne sie zu verbeissen. Wie fühlt Sie sich an den verschiedenen Bereichen an? 

 

Nun versuche die Rosine mit der Zunge oder den Zähnen zu drücken, ohne zu verbeissen. Wie ist die Konsistenz der Rosine? Gibt es Widerstand? 

 

Gib soviel Druck auf die Rosine mit den Zähnen, dass du sie halbieren kannst. Und jetzt nimm wahr, was in deinem Mund passiert. Verändert sich etwas? Verändert sich etwas in deinem Verhalten?

 

Versuche Sie nicht herunterzuschlucken, aber weiter zu kauen und noch ein wenig den Geschmack zu schmecken. Bleibt er gleich oder verändert er sich?

 

Dann darfst du (endlich) fertig kauen und runterschlucken. Und du nimmst nochmals wahr, was du schmecken und spüren kannst. Wenn du es bis hierhin geschafft hast. Sehr schön! Danke!

 

Ich selbst hatte mega Mühe zu Beginn, das Wiibeeri nicht sofort runterzuschlucken. Hei und das Wasser ist mir im Mund zusammengelaufen. Ganz Schlimm. Jedoch gab mir diese simple Übung einen einfachen Einblick, was es heisst, achtsam zu sein. Dies mehr in meinem Tag einzubauen, war fortan mein Ziel. Nicht gerade beim Wiibeeri beissen. Und auch nicht beim Essen. Denn mit Stillen und so aktiven Kindern komm ich so oder so nicht zu einem ruhigen Essen und zur Zeit ist das Essen zwingend, um nicht Gewicht zu verlieren. Und so esse ich im Moment mit den Kids, damit gegessen ist. 

Aaaaber zum Beispiel wenn mich meine Kinder nerven. Jawohl, zur Zeit nerven Sie mich teils gewaltig und ich frage mich jeweils woher ihr Verhalten wohl kommt... Genetisch natürlich.. Nicht von mir (Haha das Grosi würde wohl ganz klar was anderes behaupten!) Wenn ich dann mich wie ein wenig zurücknehme und einfach nur beobachte, was ich wahrnehme, dann werden meine Gefühle auch ein wenig neutralisiert. Und ich sehe einfach, was das Yogakind gerade macht. Meine vorgängigen Interpretationen, warum sie nun dies und jenes tut, weil dies und das passiert ist, verschwinden.

Das tut gut. Nicht einfach, diese Achtsamkeit. Aber relativierend. Und das tut uns Mamis gut. Keine Vergleiche, keine Missverständnisse. Einfach nur Mami.

 

Namaste,

Sabrina

 

 

 

 

 

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